Selbst die Pflanzen haben Seelen, die leiden können, wie biozentristische Untersuchungen ihr beweisen, und so wird in der dritten Phase der Umstellung versucht, rein von dem zu leben, was Baum, Strauch und Staude von sich aus hergeben. Es geht anscheinend. Immer in Zwiesprache mit ihrer imaginären (?) Freundin Jiminy Grille, die sie als personifiziertes Gewissen und Lehrer - wie in der Geschichte von Pinocchio - vor den Fallstricken des Lebens und der Bequemlichkeit rettet. Duves Jiminy warnt diskret und hilfreich, wenn die Heldin abzusacken droht. Tiere hat Duve auf dem eigenen Hof, und sie hängt an ihnen. Dies und ihr Gewissen machen es ihr mit jedem Schritt einfacher und leichter, sich so zu ernähren, dass die Bioumwelt möglichst wenig Schaden nimmt. Duve, Hamburgerin, Jahrgang 1961, hat enormen Respekt vor den Kreaturen, die bis zu ihrem Tod oft Unsägliches erleiden müssen, und deckt Missstände in der Käfighaltung auf, die teilweise sogar auf Biohöfen heute gang und gäbe seien. Also werden von der Autorin und ihren Freunden in nächtlichen Aktionen Hühner aus Legebatterien und „artgerechten“ Ställen befreit, um den anderen mehr Platz zu geben. Die geretteten Tiere werden zu Hause auf ihrem Hof mit viel Liebe aufgepäppelt, so dass man als Leser aufatmen kann und am liebsten dabei mitgemacht hätte. Die Sprache ist betont unsentimental, aber der weiche Kern und die Empörung über die Missstände in deutschen Landen, die die Autorin auch in direkten Auseinandersetzungen mit lokalen Gesetzeshütern laut werden lässt, sind spürbar echt. Das Buch ist frisch und flüssig geschrieben und ein Aufrüttler für die ewig Gleichgültigen und Augenzudrücker unter uns. Duve kann offenbar alle Essensumstellungen gut vertragen, es schmeckt höchstens das eine oder andere mal nicht oder macht mal erst glücklich und energiegeladen, nach einiger Zeit aber schlapp und depressiv. Ein Fall von Mangelernährung? Darüber findet man hier kaum etwas. Das Buch, Hardcover, 335 Seiten samt Literaturverzeichnis – das ist 3,6 cm breit und mit 13,5 cm normal tief - , will ja auch kein wissenschaftlicher Leitfaden sein, und nur verhüllt eine Predigt. Genau das hat es aber in sich, findet Regaklex.